Voskamp, Dr. theol.h.c. Johannes (1859 – 1937) und Familie, Missionar

Carl Johannes Voskamp, * Antwerpen 18.9.1859.

Vater: Hermann Voskamp, * 18.11.1821 Strohe, Kreis Osnabrück, arbeitete 27 Jahre als Seelsorger unter den Seeleuten Antwerpens, dann Stadtmissionar in Berlin.

Mutter: Clara Elisabeth Hübsche, * 23.9.1828 Oldendorf, Kr. Lübeck

Johannes besuchte seit 1872 bis zum Abitur (1878) das Realgymnasium in Duisburg, lebte in einem Internat. 1873 dort konfirmiert. Studierte zunächst 2 Semester Mathematik, trat dann Okt. 1879 in das Berliner Missionshaus ein, Abschlußexamen dort Mai 1884. Aussendung am 14.10.1884 (Bartholomäuskirche) nach Canton. Dort ordiniert am 9.1.1887 durch Superintendent Hubrig. Missionsstationen: Canton Dez. 1884 bis Dez. 1889. – Dann in Dschu- thong-au (Zhutong’ao) Dez. 1889 bis Mai 1897. Heimaturlaub von Mai 1897 bis Okt. 1898. Am 18.10. 1898 Aussendung nach Tsingtau, wo er am 24.12.1898 eintrifft und ohne irgendeinen Heimaturlaub bis 1926 bleibt. Mit Einführung der Superintendentur-Verfassung in Tsingtauer Bezirk wird Voskamp zum Superintendent am 30.5.1903 ernannt. Allerdings wird im Nov. 1907 die Konferenzverfassung eingeführt, Voskamp behält aber den Titel „Superintendent“. Erhält 1924 von der theolog. Fakultät der Univ. Greifswald den Ehrendoktor (Dr. theol. h.c.). Da das Schantung-Missionsfeld der Berliner Missionsgesellschaft am 1.1.1925 in das Eigentum der American Lutheran Mission übergeht, ist Voskamp seit diesem Datum Mitglied der ALM. Im August 1926 beginnt sein Heimaturlaub und er fährt zunächst in die USA, wo er ein ganzes Jahr bleibt. Von dort am 6.9.1927 nach Deutschland. Im Nov. 1928 verläßt er Deutschland und trifft Jan. 1929 wieder in Tsingtau ein. Er wird nun, 70jährig, endgültig pensioniert, geht aber Sept. 1929 an das Lutherische Theologische Seminar in Shekou bei Hankou. Läßt sich jedoch 1930 endgültig in Tsingtau nieder, bis zu seinem Tode dort am 20.9.1937. – Voskamp hat eine Unzahl von Büchern und Aufsätzen verfaßt. Am bekanntesten ist sein Tagebuch: „Aus dem belagerten Tsingtau“, das im März 1915 als erstes Buch eines Zeitzeugen erschien und deswegen eine riesige Auflage von über 100 000 Exemplaren erreichte. –   Eine ausführliche Würdigung  von Voskamps Wirken in Tsingtau von 1898 bis 1914  bringt die Dissertation von Lydia Gerber: „Von Voskamps ‚heidnischem Treiben‘ und Wilhelms ‚höherem China‘ . “  Hamburg 2002, 504 Seiten (= Hamburger Sinologische Schriften 7)

Heirat I : am 23.11.1887 mit Magdalene Lutze, * Zehdenick 22.4.1866, Tochter des Pfarrers Benjamin Lutze in Weißensee bei Berlin und der Emilie Tippart. – Gestorben in Shanghai am 30.1.1902 (Union Hospital) an einer Venenentzündung, die sie sich bei der Geburt ihres vierten Sohnes Hans zugezogen hatte.

Heirat II: am 7.2.1907 in Tsingtau mit Emmy Maiwald, geb. Palm. Sie ist * Berlin 25.7.1873 als Tochter des Gymnasialprofessors Franz Wilhelm Palm (+ Eberswalde 9.6.1907) und der Emmy Redlich, die wenige Tage nach der Geburt von Emmy gestorben ist (+ 1.8.1873). Prof. Palm gab das Kind einer Frl. Meyer in einer Kinderbewahrungsanstalt zur Pflege. Er selbst gewann in der Lotterie Geld und ging für ein Jahr nach Italien. Nach 12 Jahren heiratete er in 2. Ehe Clara Gruss (+ Eberswalde 1907). Emmy kam aber mit ihrer Stiefmutter nicht so zurecht und hing sehr an ihrer Pflegemutter Frl. Meyer. Emmy erhielt eine Ausbildung als Kindergärtnerin und war dann Erzieherin in adligen Familien. Bei ihrer Pflegemutter lernte sie den Missionskandidaten Wilhelm Maiwald kennen, mit dem sie sich 1899 verlobte. Emmy reist am 2.3.1901 nach Südchina, wo sie Maiwald heiratet, der bereits 9.9.1902 stirbt. Der verwitwete Missionar Voskamp lädt Frau Maiwald nach Tsingtau ein, wo sie ab April 1903 in seinem Haushalt und bei der Kindererziehung mithilft. Die beiden heiraten im Febr. 1907. Frau Emmy Voskamp stirbt in Tsingtau 21.11.1945

Kinder aus 1. Ehe:

1) Joachim, * Canton 4.10.1889. Ab Mai 1897 mit den Eltern in Deutschland, bleibt zum Schulbesuch dort, als die Eltern im Nov. 1898 nach China zurückkehren. Wohnt in Berlin bei seinem Onkel, Pastor Paul Grützmacher. Abitur 1907. Er will nach Tsingtau fahren, nimmt die Route über USA, wo er Voskamp Verwandte in Pittsburgh besucht. Diese überreden ihn, dort einen Beruf zu ergreifen. Er wohnt bei den dortigen Voskamps und besucht für 6 Monate ein Business College in Pittsburgh. Dann tritt er dort in eine Filiale der Deutschen Bank ein und durchläuft die normale Karriere eines Bankbeamten. 1914 erhält er aus Deutschland den Einberufungsbefehl zum Wehrdienst. Er verweist darauf, daß er in China geboren wurde und Bürger Tsingtaus ist. Er geht deshalb im April 1914 nach Tsingtau, um dort seinen einjährigen Militärdienst zu leisten. Dort überrascht ihn der Ausbruch des Weltkrieges. Da er bei der Verteidigung Tsingtaus mitkämpft, ist er von Nov. 1914 bis 1920 in Japan in Kriegsgefangenschaft. Nach der Entlassung ist er im Sommer 1920 wieder bei den Eltern in Tsingtau und erhält eine Anstellung bei der Deutsch-Asiatischen Bank (die ja eine Tochtergesellschaft der Deutschen Bank ist). Bis 1929 in Tsingtau, 1929-33 Shanghai, 1933/34 Hankou, 1934-40 Peking, 1940-45 wieder in Tsingtau. Die Familie wird im Juni 1946 auf der „Marine Robin“ nach Deutschland repatriiert. Joachim Voskamp ist nach 1946 bei der Bremer Landesbank beschäftigt (eine Tochtergesellschaft der Deutschen Bank). Am 27.6.1960 ist er in Bremen gestorben. Heirat mit Margarita Bürgin * 2.11.1902 Vladivostok, + in North Vancouver 1996. 3 Kinder: a) Rudolf, * Tsingtau ca. 1925; im 2. Weltkrieg gefallen

b) Gerhard * Tsingtau 4.8.1927, Heirat Nov. 1958 mit Marlene Winter. 2 Töchter: Patricia * 1963 und Caroline * 1965. Gerhard ist 1952 nach Canada ausgewandert, seit 1954 Angestellter der Bank of Montreal. c) Margot * 4.12.1936 in Peking. Heirat 5.1.1977 mit Arthur Sentes in Kalifornien. Er ist bereits 16.5.1985 gestorben.

2) Gerhard, * Canton 13.9.1893, mit den Eltern seit 24.12.1898 in Tsingtau. Von 1910-14 kaufmännischer Angestellter bei der Tsingtau-Filiale der Export-Import-Firma Arnhold, Karberg & Co. Kämpft bei der Verteidigung Tsingtaus mit und ist am 4.11.1914 gefallen.

3) Herbert, * Dschu thong (Zhutong’ao) 23.12.1896. Seine Stiefmutter fährt am 30.6.1913 mit ihm und Martin zu einer Besuchsreise nach Deutschland, wo Herbert bleibt. An der Ostfront

gefallen am 16.6.1916, begraben in Tremborolje / Galizien

4) Hans, * Tsingtau 30.12.1900. Im Juni 1916 Abschlußprüfung an der Schule in Tsingtau. Geht 1920 nach Deutschland und absolviert im Dez. 1920 das Abitur. Studiert Jura 1921-24, 3 Sem. Berlin, 1 Sem. Tübingen, 3 Sem. Göttingen. Tritt am 1.7.1925 in den diplomatischen Dienst des AA ein. In Göttingen am 10.6.1926 zum Dr. jur. promoviert. 1927 Dipl.-konsul. Prüfung. Lernt Chinesisch am SOS, Diplom am 1.3.1928. Daraufhin von 1928 bis 1937 in Ostasien im Konsulatsdienst. Ankunft in Peking 22.6.1928. Am 22.5.1929 Hankou zugeteilt, am 23.12.1929 zum Vizekonsul ernannt. Ab 2.4.1932 in Canton. Vom 15.10.1932 bis Mai 1933 Heimaturlaub in Deutschland. Ab 17.6.1933 in Canton, Vertretung auch in Hanoi, Nov. 1935 versetzt nach Tientsin, Jan. 1937 nach Hongkong. Am 8.4.1937 von dort nach Deutschland zurückgekehrt. Im Sommer 1937 zum Konsul 2. Klasse ernannt, als Legationsrat in eine Planstelle eingewiesen. Heirat in Rappin/Rügen 10.9.1937 mit Viktoria von der Decken. Sie ist * 10.1.1916. (Tochter des Kaufmanns Hermann v.d.Decken und Margaretha Stein). 2 Söhne aus dieser Ehe: 1. Alexander Johannes * 23.9.1938. 2. Karsten Waldemar* 26.12.1939. Die Familie wohnt in Berlin, NW 87, Brückenallee 32. Im Sommer 1944 Darmoperation, Frau und Kinder wohnen (wegen totalen Bombenschadens) in Krams über Glöwen/Prignitz. Am 27.12.1944 wird Hans in den Wartestand versetzt, mit Wirkung vom 1.5.1945! Hans wohnt im Jan. 1945 in Dessow bei Neustadt a.d.Dosse und ist als Rüstungsarbeiter in einem Rüstungsbetrieb eingesetzt. Bei Kriegsende wird seine Frau in die Sowjetunion verschleppt. Als Hans davon erfährt, erschießt er seine 2 Söhne und sich. Seine Frau kehrt später nach Deutschland zurück und nimmt wieder ihren Geburtsnamen an.1960 ist sie in Hamburg, Heimhuderstr. 13, nachweisbar. Später geht sie nach Florida, wo sie gestorben ist.

Kind aus 2. Ehe:

5) Martin, * Tsingtau 29.9.1909. Von 1915 bis Jan. 1920 Besuch der deutschen Schule in Tsingtau. Dann Privatunterricht bei seinem Vater und Missionarin Käthe Voget, ab April 1924 wieder in der neueröffneten Deutschen Schule Tsingtau, dort Abschlußprüfung (mittlere Reife) 19.2.1926. Mit den Eltern Aug. 1926 nach USA und Eintritt in das Mühlenberg College in Allentown, Pa. Späterer Beruf: ? Er war verheiratet mit Gertrud N.N. Aus dieser Ehe der Sohn Jürgen. – Martin ist im 2.Weltkrieg gefallen, liegt in Belgien begraben.