Schuhmann, Reinhard (1883 – 1950), Lehrer an der DCH, dann Mittelschulrektor

>Reinhard Schuhmann wurde am 11.02.1883 in Wittenberge an der Elbe, Prignitz, Prov. Brandenburg, geboren, als Sohn des Zeichenlehrers Hermann A. Schuhmann und der Emma Schuhmann, geb. Reichhardt. Er besuchte die Schule in seiner Heimatstadt bis zum Realschulabschluss (Einjähriges). Anschließend Wehrdienst als Einjährig-Freiwilliger in Spandau. Danach Ausbildung zum Lehrer in der Präparandenanstalt und am Lehrerseminar in Osterburg, Altmark. Zum 1. Okt. 1906 wurde er als staatlicher Präparandenlehrer nach Elsterwerda berufen, wo er 1908 zum Ersten Lehrer aufrückte. Im Frühjahr 1909 bewarb er sich um eine vom preußischen Kultusministerium ausgeschriebene Lehrerstelle in Tsingtau. Auf 5 Jahre beurlaubt, trat er am 10.9.1909 die Ausreise über Sibirien an. Am 1.10. begann seine Lehrtätigkeit in Tsingtau an der Kaiserlichen Gouvernementsschule, einem Reform-Realprogymnasium. Das für die damalige Zeit Ungewöhnliche der dortigen Einrichtung war die Tatsache, dass an diesem Gymnasium Jungen und Mädchen gemeinsam unterrichtet wurden, sog. Koedukation. In demselben Monat, in dem Schuhmann seine Tätigkeit begann, wurde die Deutsch-Chinesische Hochschule am 25. Okt. 1909 eröffnet. Schuhmann konnte damals noch nicht ahnen, dass er eines Tages auch an dieser Institution tätig sein würde.

Er war sehr musikalisch, spielte auf alle Fälle Klavier, und hatte als Unterrichtsfach an der Schule auch „Singen“. Gerade um diese Zeit wurde ganz in der Nähe der Schule die evangelische Christuskirche errichtet. Vom 21.6. bis 26.8.1910 hielt sich R. Link aus Giengen in Tsingtau auf und baute seine Orgel in der noch nicht eröffneten Kirche ein. Am 23. Okt. 1910 war die Einweihung der Kirche, und als die Gemeinde in sie einzog, spielte Schuhmann auf der Orgel das Festpräludium von Volckmar und später noch ein größeres Präludium. Offensichtlich war Schuhmann in seiner Tsingtauer Zeit auch als Organist tätig. In den Jahren 1911 bis 1914 teilte er sich dieses Amt mit seinem Kollegen, dem Lehrer Willy Werner.

Am 20.2. 1911 wurde Schuhmann an die Unterstufe der Deutsch-Chinesischen Hochschule versetzt. Die 6jährige Unterstufe, auch Mittelschule genannt, entsprach ungefähr der entsprechenden Stufe eines deutschen Gymnasiums. Den chinesischen Schülern musste in der Hauptsache Deutsch beigebracht werden, aber sie erhielten auch Unterricht in allgemeiner Geschichte und Geographie, Mathematik, Biologie, Physik und Chemie. Zur Vorbereitung auf diesen neuen Posten hatte er einen Kurs in chinesischer Sprache und Schrift absolvieren müssen. Für das erste Halbjahr benötigte er noch einen Dolmetscher, dann nicht mehr. In den Jahren 1912 und 1913 nahm er an den Gouvernementskursen in Englisch teil und übte seine Sprachkenntnisse im Verkehr mit englischen und französischen Familien. Die Ferien benutzte er, um Land und Leute kennen zu lernen durch größere Reisen ins Innere von China, Korea und Japan.

Im Herbst 1914 endete die 5jährige Beurlaubung aus dem preußischen Schuldienst. Ende Juli 1914 begab er sich in Shanghai auf die „Camilla Rickmers“. Als sie gerade Hongkong angelaufen hatte, brach der Weltkrieg aus. Auf ein Telegramm der Rheederei aus Hamburg fuhr das Schiff sofort weiter nach Manila. Der dortige deutsche Konsul scheint aber Schuhmann, der als Unteroffizier d.R. auch ein Befähigungszeugnis zum Reserveoffizier hatte, überredet zu haben, einen Reservistentransport nach Tsingtau zu führen. Die kleine Gruppe begab sich in Richtung Shanghai auf dem amerikanischen Dampfer „Manchuria“, der aber von einem britischen Kriegsschiff angehalten wurde, welches die deutschen Männer herunterholte ( was völkerrechtswidrig war) und nach Hongkong in die Internierung brachte. Schuhmann wurde nach mehreren Fluchtversuchen nach Australien abgeführt. Erst wurde er in Liverpool bei Sydney festgesetzt, dann in Trail Bay. Die Lagerverhältnisse dort waren sehr primitiv. Trotzdem gelang es den Insassen, verschiedene Unterrichtskurse einzurichten. Schuhmann lehrte in der Hauptsache Chinesisch. Für sich selbst beschäftigte er sich mit Englisch, Französisch, Russisch und etwas Schwedisch.

Am 29. Mai 1919 begann der tragische Rücktransport auf der grippeverseuchten „Kursk“ über Südafrika, England und die Niederlande. Eine ganze Reihe von Mitreisenden erlag der Seuche. Am 26. Juli 1919 erreichte Schuhmann das Elternhaus in Wittenberge. Am 1. Oktober 1919 nahm er die Unterrichtstätigkeit an der Präparende und dem Lehrerseminar in Elsterwerda wieder auf. 1921 legte er die Mittelschulprüfung ab und war seit 1922 Rektor der Mädchenschule in Thale am Harz. 1941 wurde er schließlich noch Mittelschulrektor in Dähre, Kreis Salzwedel. Nach Ende des 2. Weltkrieges wurde er nach Kalbe, Altmark, versetzt als Fachlehrer für Russisch, Englisch und Mathematik. 1950 wurde er pensioniert, verstarb aber noch in demselben Jahr am 19.9.1950 in Wittenberge.

Reinhard Schuhmann war zweimal verheiratet. In erster Ehe seit 1924 mit Agnes Packebusch, die aber 1935 bereits verstarb. Eine Tochter (* 1926) aus dieser Ehe.

Seit 1940 verheiratet mit Ella Schweinecke (1902-1978). Aus dieser Ehe die Söhne Eberhard (* 1941) und Wolfgang (* 1943).

(Quelle: Autobiographische Aufzeichnungen von Reinhard Schuhmann aus dem Jahre 1932. – Mitteilungen von Herrn Wolfgang Schuhmann.)