(Tsingtau hatte von 1926 bis 1945 drei Konsuln: Kurt Schirmer, Dr. Enno Bracklo, Dr. Hans von Saucken. Schirmer und Bracklo sprachen Chinesisch, v.Saucken Russisch, Französisch und Englisch.)
* 27.4.1877 in Breslau, ev., als Sohn des Hermann Schirmer, Geh. Kanzleirat im Kriegsministerium a.D., zuletzt Subdirektor der Schlesischen Boden-Creditbank in Breslau, gest. 1897. Die Mutter: Marie, geb. Podgorski.
Kurt studierte 1896-1900 Jura in Breslau und Berlin. Am 19.4.1901 die 1.juristische Prüfung. Am 4.7.1902 Entsendung als Dolmetscher-Aspirant nach Peking. Am 30.8.1902 Dienstantritt in Shanghai am Dt. Generalkonsulat. Seit 10.11.1905 zweiter, seit 20.4.1907 erster Dolmetscher dort. Vom 30.6.1908 bis 3.3.1909 Heimaturlaub in Deutschland. Im Jahre 1913 ein weiterer, halbjähriger Heimaturlaub. Bei dieser Gelegenheit heiratet er in Düsseldorf Johanna Gödhart, Tochter des Direktors der Gebr. Goedhart AG.
1914 besteht er die Konsulatsprüfung. Ein Höhepunkt in Schirmers Laufbahn war sicherlich ein Treffen mit Sun Yat-sen in den Monaten vor dem März 1917, als es darum ging, ob China Deutschland den Krieg erklären würde oder nicht.
Nachdem China im März 1917 die diplomatischen Beziehungen zu Deutschland abgebrochen hatte, kehrten die im diplomatischen Dienst Tätigen nach Deutschland zurück, Schirmer traf im Dezember 1917 dort ein. Vom 25.2. bis 31.12.1918 war er Verwalter des Konsulats in Kristiansand. Am 3.2.1919 Dienstantritt im Auswärtigen Amt.
Am 12.4.1920 wird er der dt. Kommission zugeteilt, die unter Leitung des Herbert von Borch in Peking Verhandlungen mit China über einen Friedensvertrag aufnehmen soll. Schirmer erhält die Amtsbezeichnung „Konsul“. Man trifft am 10.7.1920 in Peking ein. Vom 8. bis 25.9. wird ein Vorvertrag formuliert. Am 20.5.1921 wird die „Deutsch-Chinesische Vereinbarung über die Wiederherstellung des Friedenszustandes“ unterzeichnet.
Schirmer wird zum Konsul in Tsinanfu ernannt, wo er am 15.7.1921 eintrifft. Am 11.4.1924 wird er an die dt. Gesandtschaft in Peking versetzt.
1926 bekommt Tsingtau ein eigenes dt. Konsulat. Am 21.6.1926 wird Schirmer zum Konsul I. Klasse und Konsul in Tsingtau ernannt und erhält zusätzlich am 14.8. die Amtsbezeichnung als Generalkonsul. Schirmer traf am Morgen des 11.12.1926 in Tsingtau ein, seine Familie am 16.12. Sie wohnen zunächst in der Pension von Frau Bruecher, dann in dem Haus Muping Road 4. Das Konsulat wird in dem Haus Tsingtao Road 1 eingerichtet. Es gehörte einer Russin und war um 1911 von dem Russen Mark Zimmerman gebaut worden. Schirmer hielt sich, alleine, vom 10.9.1927 bis zum 23.4.1928 in Deutschland auf. Dr. Enno Bracklo vertrat ihn. Frau Schirmer trat am 8.8.1928 eine Erholungsreise nach Deutschland an, und nahm die 2 ältesten Kinder (Brigitte und Kurt jun.) mit, damit sie höhere Schulen besuchen konnten. – Am 9. Mai 1930 kommt Herr Schirmer von einem morgendlichen Ausritt nach Hause zurück und sieht, daß im Garten sein jüngster Sohn Egbert, 6 Jahre alt, von einem Hund bedrängt wird. Herr Schirmer eilt hinzu, um den Hund wegzureißen. Dabei wurde er offensichtlich von dem Hund gebissen. Wegen des Verdachts auf Tollwut, läßt Herr Schirmer sich impfen, trotzdem stirbt er am 3.8.1930. Frau Schirmer war erst 2 Wochen vorher von ihrem Deutschland Aufenthalt wieder nach Tsingtau gekommen . Einige Wochen später kehrt sie nach Deutschland zurück, ist zunächst in Partenkirchen, dann seit Febr. 1931 in München-Nymphenburg, Zuccalistr. 33. 1932 wohnt sie in Leoni am Starnberger See, 1936 in Starnberg, Josef-Fischhaber-Str. 15. Frau Johanna Schirmer stirbt 1972.
Fünf Kinder Schirmer:
1) Brigitte, * Shanghai 22.12.1914. Verheiratet mit Rolf Tübben (+ 24.5.1983). Wohnte in Berg.
2) Kurt, * Shanghai 8.1.1917 (beginnt Herbst 1936 mit dem Jura-Studium in München). Wohnte in Wielenbach.
3) Margund, * Berlin 28.2.1919 (später Heilgymnastin, dann Stenotypistin ab März 1939. Gestorben 1956.)
4) Dietgart, * Tsinanfu 27.10 1922, verheiratete zur Mühlen, wohnt in Starnberg
5) Egbert, * Tsinanfu 25.6.1924 (ab 1943 Offiziersanwärter bei der Kriegsmarine). Wohnt in Starnberg.