Sander, Hermann (1884 – 1960), Lehrer an der DCH

Hermann Sander wurde in Stolberg geboren am 2.9.1884. Er erhielt eine Ausbildung als Volksschullehrer. Im Sept. 1911 kam er mit seiner Frau Bertha, geb. Jenny, nach Tsingtau als Lehrer an der Unterstufe der Deutsch-Chinesischen Hochschule. Die 6jährige Unterstufe entsprach ungefähr den Jahrgängen eines Gymnasiums. Den chinesischen Schülern musste in der Hauptsache Deutsch beigebracht werden, aber sie erhielten auch Unterricht in allgemeiner Geschichte und Geographie, Mathematik, Biologie, Physik und Chemie. Offensichtlich wurde Sander hauptsächlich auf den Deutschunterricht angesetzt, denn er publizierte 1913-14 zwei entsprechende Lehrbücher. 1913 erschien „Deutsches Lesebuch für Deutsch-Chinesische Schulen“, I. Band. Es enthält rund 100 deutsche Texte, z.T. in Frakturschrift, z.T. in lateinischer Schrift. Rund 150 Seiten. Dazu ein kleines Heftchen (nur 19 Seiten) mit dem Titel: Erläuterungen, bearbeitet von der Übersetzungsanstalt der D.C.H. Tsingtau. Diese Erläuterungen sind z.T. auf Chinesisch. – 1914 erschien dann der II. Band (3. Schuljahr) des Lesebuchs für Deutsch-Chinesische Schulen, mit 96 Texten auf 152 Seiten. Dazu gab es auch wieder ein Heftchen mit Erläuterungen durch die Übersetzungsanstalt.

Sander kaufte sich sehr rasch ein Grundstück in der Nähe der Hochschule und baute sich ein Haus dort. Es hatte (nach der neuen Zählung ab 1.1.1914) die Adresse: Kaiser-Wilhelm-Ufer 73. Dem Paar wurde am 19.7.1912 die Tochter Ursula geboren.

Als der Krieg mit Japan begann, diente Sander bei der Verteidigung als Vizefeldwebel der Reserve in der 1. Kompanie des III. Seebataillons. Dementsprechend kam er in japanische Kriegsgefangenschaft, war zunächst im Lager Osaka, dann in Ninoshima. Frau Sander blieb mit Tochter Ursula von 1914 bis 1920 in Tsingtau und zog dann nach Wusung zu ihrem Mann, der nach Kriegsende an die dortige deutsch-chinesische Tongji-Universität gegangen war. Wieder war er an der Unterstufe, der sog. Mittelschule, als Deutschlehrer tätig. 1922 erschien in erster Auflage: „Kurzgefasstes Lehrbuch der Deutschen Sprache für Chinesen“, von H. Sander, Tung Chi Hochschule, Wusung. 137 Seiten. Gedruckt von der Missionsdruckerei in Yenchowfu. Im Frühjahr 1924 erschien die erheblich verbesserte 2. Auflage. Dieser Band erlebte viele Auflagen, 1929 kam die 15., 1931 die 16. Auflage heraus. Außerdem scheint es wieder ein Deutsches Lesebuch für Chinesen gegeben zu haben, mit einem Begleitheft: „Erläuterungen“. Von dem Begleitheft ist ein Exemplar bezeugt (2. Aufl., Wusung 1925, 38 Seiten). Außerdem hat er ein „Deutsch-Chinesisches Übungsbuch für Lehrer“ publiziert. Sander war bis April 1929 an der Tongji Universität tätig und verließ am 17.5.1929 die Stadt.

Der weitere Aufenthalt ist nicht bekannt.

Im Adressbuch der Deutschen Ostasiens 1956 wird als seine Adresse angegeben:

Hermann Sander, Reg. Lehrer i.R., Heumadener Str. 199, Stuttgart-Lederberg. Herr Sander ist am 04.09.1960 gestorben. Frau Bertha Sander (* 1892) starb am 24.3.1980.