Böhme, Kurt (1887 – 1939), Kaufmann

Kurt Karl Böhme wurde 1887 geboren. Kam 1909, spätestens Frühjahr 1910 nach Tsingtau, und war bis Sommer 1914 tätig als Kaufmann in der Firma Sander, Wieler & Co. Es handelte sich um eine alte deutsche China-Firma (Export, Import, Schiffahrt, Versicherung), die viele Filialen in China hatte. Im Jahre 1914 hatte die Firma 5 Angestellte in Tsingtau: Alfred Seidel als Prokurist, Fritz Straube, Kurt Böhme, Rudolf Steude u. Erich Krüger als Kaufleute. Bis 1. Nov. 1911 hatte die Firma ihr Büro in der Prinz-Heinrich-Str., Ecke Münchener Str. Danach zog sie um in die Kaiserstr. (Guantao Road), Ecke Kanton Str. im Hafenviertel. Böhme wohnte 1911 und 1912 in der Irenestr. 199.

Bei Kriegsausbruch im August 1914 wurde er zum Landsturm eingezogen. Nach der Eroberung Tsingtaus durch die Japaner am 7.11.1914 wurden die Landsturmmänner zunächst nicht behelligt. Diese Siuation nützte Böhme aus, indem er Tsingtau verließ und sich nach Tientsin in das dortige Deutsche Quartier begab. Hier heiratete er am 28.10.1916 Germana Angela Philippa Jandl, geb. 13.12.1897 in Konstantinopel, Tochter des Eisenbahningenieurs Rudolf Jandl. Dieser war mit seiner Familie 1899 nach Tsingtau gekommen, als Angestellter der Schantung-Eisenbahn-Gesellschaft, und bis 1904 als Sektionsingenieur beim Bau der Schantung-Eisenbahn von Tsingtau nach Jinan (430 km) eingesetzt worden. Von 1909 bis 1912 war er als Ingenieur beim Bau der Tientsin-Pukou-Eisenbahn tätig und hatte sich 1912/13 mit Frau und 3 Töchtern in Tsingtau niedergelassen. Bei Kriegsausbruch im Aug. 1914 ging die Familie Jandl dann nach Tientsin, wie es auch Kurt Böhme getan hatte.

Dem Ehepaar Kurt und Germana (genannt Cherri) Böhme wurde am 23. 9. 1917 in Tientsin der Sohn Hans Rudolf Franz geboren. Einen Monat zuvor, am 14.8.1917, hatte China dem Deutschen Reich den Krieg erklärt. Eine Reihe von Tientsin-Deutschen wurde in einem Lager, weit weg in den Westbergen, interniert, vielleicht auch das Ehepaar Böhme. Das endgültige Aus kam dann im Frühjahr 1919. Die Briten bedrängten die Chinesen, sie sollten alle China-Deutschen ausweisen, was dann auch in großem Maßstabe geschehen ist. Die Familien Böhme und Jandl kamen so im Frühjahr 1919 zwangsweise nach Deutschland zurück. Die Transportbedingungen auf den britischen Schiffen waren z.T. unmenschlich gewesen.

Kurt Böhme ließ sich in Altona nieder. Dort wurde dem Paar der zweite Sohn Fritz Joachim am 23.12.1923 geboren. Im Jahre 1924 kehrte er mit Familie nach Tsingtau zurück.

Böhme ist Einzelunternehmer, sein chinesischer Firmenname lautete: Gu de yang hang. Er ist tätig in Versicherungen, Export, Import und ist Agentur für die Hapag-Linie. Er hat sein Büro in der Wusung Str. 13, wohnte aber 1924/25 in der Lungkou Rd. 5, ab 1926 in der Jiangsu Rd. 5. Im Laoshan baut er sich eine Villa. Ab 1927 hat er als Angestellte in seiner Firma die Herren R.Steude und A.Kretschmer.

1931 eröffnet die alte Hamburger Export-Import-Firma Carlowitz & Co. (Li ho yang hang) wieder eine Tsingtauer Filiale, die Böhmes Büro in der Wusung Straße übernimmt. Böhme liquidiert seine Firma und wird Leiter der Carlowitz Filiale. Das Tsingtauer Adressbuch von Januar 1932 meldet als Beschäftigte dieser Firma: Kurt Böhme, Manager; Gerhard Frantz, zeichnet per Prokura; R. Steude, Shipping; W. Dohse; Frl. I. Boosen.

1935 wure in Tsingtau die Abfolge der Hausnummern geändert, aus Wusung Rd. 13 wurde nun Wusung Rd. 52.

1934 errichtete die Deutsche Gemeinde am Fuß der Prinz Heinrich Berge (Fuschan) ein Klubhaus mit Tennisplätzen und Schwimmbad. Die Einweihung war im Dezember 1934. Da Herr Böhme wohl den größten Teil des Baugeldes gestiftet hatte, erhielt das Gebäude nach seinem Tode (1939) den Namen: Böhme Haus. Der Architekturentwurf stammte von Paul Friedrich Richter.

Die Söhne besuchten die deutsche Schule in Tsingtau. Hans von 1925 bis 1933. Am Palmsonntag 1933 wurde er in der Christuskirche von Pfarrer Dr. Seufert konfirmiert. Danach wurde er nach Deutschland geschickt, um dort Abitur zu machen und dann Medizin zu studieren. –   Fritz besuchte die Tsingtauer Schule von 1929 bis 1939.

Kurt Böhme ist am 21.7.1939 in Tsingtau gestorben, er wurde nur 52 Jahre alt. Seine Witwe kehrte daraufhin, zusammen mit dem jüngeren Sohn Fritz, nach Deutschland zurück. Auf der Eisenbahnreise via Sibirien wurden die beiden begleitet von Fritz Hübotter, der ein Jahr jünger war als Fritz Böhme. Frau Germana Böhme heiratete 1940 Dr. Otto Joerden, Studienrat in Rendsburg. Joerden war von 1928 bis 1932 Lehrer an der deutschen Schule in Tsingtau gewesen. Die beiden kannten sich aus dieser Zeit. (Die Biographie von Dr. Joerden befindet sich in dieser Webseite.)

Der Sohn Fritz ist während des Krieges gefallen. Hans überlebte den 2. Weltkrieg und wurde Landarzt in Linz in Österreich. Nach der Pensionierung Dr. Joerdens im Jahre 1951 zog das Paar auf die Insel Reichenau. Dort ist Frau Germana Joerden am 20.4.1963 gestorben.