Namentliches Verzeichnis aller Deutschen in Tsingtau Anfang 1920

(Quelle: Bundesarchiv Berlin, R 9208, Akte 1581, Bl. 43-48)
Bearbeitet von Prof. Dr. Wilhelm Matzat, Bonn im Juli 2004.

Während die Liste der Deutschen in Tsingtau vom 28.9.1915 nur die Familiennamen und die Zahl der Kinder anführt, bringt die obige Liste die Vornamen der Erwachsenen und der Kinder, sowie bei Letzteren ihr Alter zum Zeitpunkt der Erhebung, also Anfang 1920.  Die obige Liste aus dem Bundesarchiv, R 9208, Akte 1581, Bl. 43-48, gibt für die Ehemänner weder Vornamen noch Beruf an, sondern nur, ob sie vor dem 1.8.1914  Beamter oder Angestellter des Gouvernements waren, oder Berufssoldat oder in der Privatwirtschaft tätig. Zusätzlich gibt die Liste an, in welchem japan. Gefangenenlager der Ehemann sich 1919/20 befindet. Die Vornamen und den Beruf der Ehemänner habe ich zusätzlich ermittelt aus der Liste der Kriegsgefangenen in Japan und aus dem Adreßbuch von Tsingtau aus dem Sommer von 1913. Die Berufsangaben beziehen sich auf den Stand von 1913.

Auffallend ist, daß bei den 4 Japanerinnen, die mit Deutschen verheiratet sind, weder ihr Vorname noch die Namen der Kinder angeführt werden. Es könnte sein, daß von diesen 4 Paaren einige gar nicht standesamtlich getraut waren.  Karl Mahnke, als Bauaufseher Beamter des Gouvernements, 52 Jahre alt, der 1914 bereits 4 Kinder hat, legalisiert sein Verhältnis mit Kio Yakabe am 19.8.1914 durch eine standesamtliche Trauung und schließlich am 15.2.1915 auch durch eine Trauung durch den evangel. Oberpfarrer Winter. Bald danach wird Karl Mahnke nach Japan in die Gefangenschaft abgeführt worden sein.

Die nun folgende Liste bringt also die Namen derjenigen Deutschen, die tatsächlich vom 1. August 1914 bis Anfang Januar 1920 in Tsingtau geblieben sind. Die Japaner haben nach dem 7. Nov. 1914 keine Deutschen mehr nach Tsingtau hineingelassen. Die einzige Ausnahme ist die Familie des Missionars Richard Wilhelm. Seine Frau und die 4 Söhne gingen Anfang August 1914 nach Peking und dann nach Shanghai. Frau Wilhelms Schwester, Frl. Hanna Blumhardt, befand sich Anfang August 1914 gerade auf Urlaub in Deutschland, kehrte aber 1915 nach Shanghai zu ihrer Schwester zurück. Richard Wilhelm, der auch der Repräsentant des Roten Kreuzes in Tsingtau war, und dadurch einen gewissen „inter-nationalen“ Status hatte, gelang es 1916, von den japanischen Behörden die Genehmigung zu erhalten, seine Frau und Kinder und auch Frl. Blumhardt nach Tsingtau zurückzuholen, was im Herbst 1916 geschah.

Am Schluß bringt eine zweite Liste die Namen derjenigen Deutschen,  die am 28.9.1915 noch in Tsingtau waren, aber in der Liste von Anfang 1920 nicht mehr genannt werden. Die meisten von ihnen werden in den Monaten nach dem Sept. 1915 Tsingtau verlassen haben.

Das Verzeichnis findet sich hier als PDF Datei zum Download: 

Pulvermacher, Dr. med. Fritz (1893 – ca. 1950), Praktischer Arzt und Geburtshelfer

Dr. med. Fritz Pulvermacher wurde am 24.12.1893 in Posen geboren. Er besuchte das dortige Friedrich-Wilhelm-Gymnasium. 1912 begann er ein Medizinstudium in München. Im 1. Weltkrieg war er von 1914 bis 1918 im Militäreinsatz. Sein Medizinstudium beendete er von 1918 bis 1921 in Rostock mit dem Staatsexamen. Danach absolvierte er ein Medizinal-praktikum in Schwerin. 1922 promovierte er in Berlin zum Dr.med. mit der Dissertation: „Zur Diagnose der zentralen Blasenlähmung“.

Wo Dr. Pulvermacher von 1922 bis 1938 tätig war ist (mir) nicht bekannt. Seine Fachrichtung war: Praktischer Arzt und Geburtshelfer. Er entstammte einer jüdischen Familie, heiratete aber eine nicht-jüdische Frau namens Hildegard (* 01.03.1908). Die Hochzeit muss spätestens 1930 gewesen sein, denn von 1931 bis 1936 wurden dem Paar drei Söhne geboren: Kurt (* 1931), Peter (* 1933) und Gert (* 1936).

Die antisemitische Hetze nach Januar 1933 führte dazu, dass Dr. Pulvermacher schließlich 1938 den Entschluss fasste, mit Frau und Kindern auszuwandern. Er ging nach Shanghai, da man für das dortige International Settlement kein Visum benötigte. Er hielt sich dort nicht lange auf, denn er bekam das Angebot, in Tsingtau das chinesische Missionshospital der American Lutheran Mission Society zu leiten. Bereits im Herbst 1938 traf er in Tsingtau ein. Auch auf seinen Wunsch hin wurde er zunächst nur für 6 Monate auf Probe angestellt. Leider stellte sich heraus, dass Dr. Pulvermacher mit dem medizinischen Verhalten der Chinesen nicht zurecht kam. So verzichtete er nach 6 Monaten auf eine Anstellung. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als eine eigene Praxis zu eröffnen. Ein trauriges Ereignis für die Pulvermacher Familie war der Tod des jüngsten, nur 4 Jahre alten, Sohnes Gert am 14.8.1940. Auslöser muss irgendeine Infektion gewesen sein. Anscheinend erzielte Dr. Pulvermacher mit seiner Praxis kein ausreichendes Einkommen, so verließ er Tsingtau im Mai 1943 und ging nach Tientsin. 1947 beschloss er, mit seiner Familie nach Deutschland zurückzukehren. Das Repatriierungsschiff „Marine Lynx“ verließ Shanghai am 25.07.1947. In Neapel verließen sie am 16.08.1947 das Schiff und fuhren mit dem Zug nach Dresden, wo sie am 21.08.1947 eintrafen.

Das weitere Schicksal der Familie Pulvermacher ist (mir) nicht bekannt.

Bergmann, Dr. med. Georg (1868 – 1937), Arzt

Dr. med. Georg (von) Bergmann wurde am 3.10.1868 in Petrosavotsk bei St. Petersburg geboren. Offensichtlich entstammte er einer Adelsfamilie des Baltikums, hat aber das Adelsprädikat „von“ nur selten geführt. In den späteren Adressbüchern inseriert er meistens als Dr. G. Bergmann. Er studierte Medizin, wahrscheinlich in St. Petersburg oder in Dorpat (Tartu). Die Errichtung einer kommunistischen Diktatur in Russland und im von den Russen besetzten Baltikum führte dazu, dass Hunderttausende die Sowjetunion verließen. Viele begaben sich über Sibirien nach China, wo sie als staatenlose „Weißrussen“ in chinesischen Großstädten Quartier machten, vor allem in Harbin, Mukden, Dairen, Shanghai, Peking u.a. Auch Dr. v.Bergmann ist offenbar als Flüchtling nach Ostasien gekommen. Er lässt sich, zusammen mit seiner Frau Ludmilla (* 19.11.1869), im Jahre 1922 in Tsingtau nieder. Er ist jetzt 54 Jahre alt. Er gründet im nahen Laoshan-Gebirge ein Erholungsheim, das er selbst leitet. Für die Ausländer in Tsingtau ist der nahe Laoshan ihr „Luftkurort“. 1924 erhält v.Bergmann einen Ruf an ein Hospital in Harbin, dem er folgt. Er ist dort Oberarzt an einem russischen oder chinesischen Krankenhaus. Er wohnt zunächst in der Girinskaja 14, dann Girinskaja 29, schließlich am Bolshoi Prospekt.

Das Erholungsheim im Laoshan hatte er während seiner Abwesenheit verpachtet. 1931 kehrt er nach Tsingtau zurück, eröffnet in der Stadt eine Arztpraxis (Dexian Road 6) und übernimmt auch wieder das Management seines Erholungsheimes im Laoshan, das er zu einem modernen Sanatorium ausbauen will. 1932 publiziert er als Werbeschrift für sein Erholungsheim eine 19-seitige Broschüre mit dem Titel: „Der Lao-Shan bei Tsingtau als klimatischer Kurort. – Dr. George von Bergmann.“

In Tsingtau hatte seit dem 22.7.1931 das Chinesenhospital (genannt Wunsch-Krankenhaus) der deutschen Ostasienmission keinen europäischen Arzt mehr. Es wurde nur in beschränkter Form als Poliklinik mit Dr. Li und der Schwester Hanny Moser weitergeführt. Nach langen Diskussionen beschloss man Oktober 1935, das Wunsch-Hospital wieder zu eröffnen und trat an Dr. Bergmann heran mit dem Vorschlag, dass er die Leitung übernimmt, zusammen mit der Schwester Toni Müller. Dr. Bergmann stimmte zu. Leider zeigte sich bald, dass Dr. Bergmann schwer krank war und zur Behandlung nach Shanghai gehen musste. Er wurde temporär von anderen ausländischen Ärzten vertreten. Nach seiner Rückkunft ist er dann bald am 12.8.1937 in Tsingtau gestorben. Seine Witwe, Frau Ludmilla Bergmann, blieb in Tsingtau und ist dort noch im März 1949 nachweisbar.

Blombach, Dr. med. August (1900-1973), Arzt

Dr. med. August Blombach, Studienkollege von Dr. Schmidt und von diesem nach Tsingtau geholt, kam 1936. Er wurde am 30.4.1900 in Barmen-Wuppertal geboren, studierte Medizin an der Hamburger Universität, promovierte dort am 8.2.1930. Er war verheiratet mit Elisabeth geb. Nehlsen (* 7.11.1906). Das Paar hatte 2 Kinder: Anke (* Hamburg 18.11.1933) und Henning (* Tsingtau 15.4.1938). Die Ehe wurde um 1939/40 geschieden, Frau Blombach kehrte nach Deutschland zurück.

Während des 2. Weltkrieges hatte die deutsche Wehrmacht einen großen Bedarf an Militärärzten, so dass man sich genötigt sah, selbst auf deutsche Ärzte im Ausland zurück zu greifen. 1941 erhielt das deutsche Konsulat in Tsingtau den „Befehl“, einen der zwei deutschen Ärzte nach Deutschland zu schicken. Eine Landverbindung bestand nicht mehr nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Russland am 20.6.1941. Ein Kontakt zur Heimat war nur noch durch U-Boote und Blockadebrecher möglich. Es war Dr. Blombach, der die Order erhielt, auf einem Blockadebrecher sich nach Deutschland zu begeben. Am 29.10.1941 verließ das Blockadeschiff Tsingtau und tatsächlich ist dieses bis zur Atlantikküste Frankreichs durchgekommen, das damals von den Deutschen besetzt war. – Die beiden Blombach Kinder mussten in Tsingtau zurückbleiben. Sie wurden von Frau Margarete Schöndube als Gouvernante betreut. Die drei kamen im August 1946 auf dem Repatriierungs-schiff „Marine Robin“ nach Deutschland, wo Dr. Blombach seine Kinder erwartete. Er hatte den Krieg heil überstanden und führte eine Praxis in Gevelsberg, Schützenstraße 16 (später 10). Er heiratete in zweiter Ehe Edith N.N. Am 29.4.1973 ist Dr. Blombach gestorben.

Schmidt, Dr. med. Hans (1895 – 1969/70), Arzt

(* 25.10.1895 in Hamburg, als Sohn des Kaufmanns Otto Schmidt, bei der Firma Julius Hager.) Er besuchte das angesehenste Gymnasium Hamburgs, das Johanneum, von 1905 bis 1914. Von der Ausbildung her war er Chirurg. Neben seiner Tätigkeit am Faberkrankenhaus hatte er auch eine eigene Praxis.
Er war verheiratet mit Käte N.N. (* 29.7.1899). Das Paar hatte keine Kinder.

Als Weischer Tsingtau im Jahre 1935 verließ, holte Schmidt 1936 den früheren Studienkollegen August Blombach. – Im Oktober 1943 verbrachten Herr und Frau Schmidt und Schwester Gertrud (genannt Gerda) Janisch Urlaub im Böhme-Haus an den Prinz Heinrich Bergen. In der Nacht vom 28. auf den 27. Oktober wurden sie von einer chinesischen Partisanengruppe überfallen und verschleppt. Frau Schmidt war dabei verwundet worden, deswegen ließ man sie im Böhme-Haus liegen. Der chinesische Hauswart des Böhme-Hauses eilte noch in der Nacht zu Fuß nach Tsingtau und meldete den Vorfall dem deutschen Konsulat. (Nach einer anderen Version soll der Hauswart im Faberkrankenhaus angerufen haben, wo Dr. Eitel gerade mit einer Blinddarmoperation beschäftigt war.) Herr Walter Ohlwein und Dr.med. Fritz Eitel fuhren daraufhin mit dem Auto zum Böhme-Haus und holten Frau Schmidt ab. Die rechtzeitige ärztliche Versorgung durch Dr. Eitel rettete Frau Schmidt (sie war Bluterin) das Leben. Herr Schmidt und Schwester Gertrud mussten viele Wintermonate lang – von Ort zu Ort ziehend – diese Gefangenschaft ertragen! Nach Zahlung einer Lösegeldsumme kamen die beiden am 14.2.1944 frei.

Nach Kriegsende August 1945 verlor Schmidt seinen Posten als medizinischer Chef des Faberkrankenhauses, wurde aber weiterhin dort beschäftigt, hatte auch daneben seine Privatpraxis. Für eine Repatriierung nach Deutschland war er nicht vorgesehen, und als im Juni 1949 die Kommunisten in die Stadt einmarschierten, verließen Herr und Frau Schmidt bald China und gingen nach San Francisco in Kalifornien. Er musste – inzwischen 51 Jahre alt – noch einmal ein paar Semester Medizin studieren und konnte, nach bestandenen Examina, eine eigene Praxis dort gründen. Herr Schmidt ist 1969/70 in San Fransisco gestorben, ist aber in Hamburg auf dem Ohlsdorfer Friedhof begraben.

Weischer, Dr.med. Paul (1877 – 1946), Marinestabsarzt und Chefarzt des Faberkrankenhauses

Paul Weischer (kathol.) wurde am 15.7.1877 in Köln geboren. Am 1.4.1899 zur Reichsmarine, Karriere als Marinearzt. Wurde 16.10.1909 als Marinestabsarzt an das Lazarett in Tsingtau versetzt. Um 1913/14 herum heiratete er Margret Ziesau (* Bremen 25.4.1885, Ev.). Als der Krieg im August 1914 begann, ging die schwangere Frau Weischer nach Tsinan, wo am 24.3.1915 der Sohn Hans-Joachim geboren wurde. Weischer war während der Belagerung in den Hilfslazaretten Seemannsheim und Katholische Mission eingesetzt. Nach dem 7.11. 1914 hätte er Tsingtau verlassen können, wie es alle anderen Marineärzte auch getan haben, aber offensichtlich haben die Japaner darauf bestanden, dass mindestens ein Marinearzt dort bleibt, um die noch dort wohnenden deutschen Frauen und Kinder zu betreuen. So blieb Weischer in Tsingtau, außer ihm gab es nach dem 7.11.1914 nur noch den Missionsarzt des AEPM, Dr.Adolf Eyl, der im April 1911 nach Tsingtau gekommen war. Er war Leiter des Faberhospitals für Chinesen und des europäischen Faberkrankenhauses. Das Faberhospital war bei Kriegsbeginn geschlossen worden. Eyl jedoch kündigte dem AEPM am 31.11.1915 und verließ Tsingtau am 2.12.1915, um einen Schiffstransport von deutschen Frauen und Kindern nach Deutschland zu begleiten. Dort wurde er im Militärdienst eingesetzt und ist gefallen.

Weischer übernahm also seit Dezember 1915 die Leitung des Faberkrankenhauses und nahm diese bis 1935 wahr! Von Dez. 1915 bis gegen 1930 war er mehr oder weniger der einzige deutsche Arzt in Tsingtau. Angeblich haben die Japaner das Faberkrankenhaus, das Eigentum eines eingetragenen Vereins gewesen war, dem Weischer geschenkt! Die Japaner wollten nach dem 7.11.1914 so wenige Deutsche wie möglich in Tsingtau haben. Die meisten Männer waren von Nov. 1914 bis Jan. 1916 sukzessive nach Japan in die Kriegsgefangenschaft abgeführt worden. Es durfte bis Ende 1919 kein Deutscher nach Tsingtau kommen. Wenn jemand es illegal versucht hatte, wurden er und seine Familie sofort aus der Stadt gewiesen. Es hat nur 2 Ausnahmen gegeben. Da Weischer auf Anordnung der Japaner in Tsingtau hatte bleiben müssen, durfte er 1915 seine Frau und Sohn aus Tsinan nach Tsingtau bringen. Der Sohn Hans-Joachim wurde am 23.7.1916 durch Richard Wilhelm evangelisch getauft. Einer der Paten war Gouverneur a.D. Meyer-Waldeck. (Die andere Ausnahme war Missionar Richard Wilhelm, der als Rotkreuz-Vertreter einen gewissen „internationalen“ Status hatte. Er durfte 1916 seine Frau, die 4 Söhne und Schwägerin Hanna Blumhardt aus Shanghai nach Tsingtau zurückholen, sie hatten anlässlich des Kriegsbeginns Tsingtau im August 1914 verlassen und waren ch Shanghai gegangen.
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Hübotter, Franz, Dr.med., Dr. phil., Prof. (1881 -1967),

Arzt, Sinologe, Medizinhistoriker

huebotter

1881

am 5. Dezember in Weimar geboren, als Sohn des Hofschauspielers Eduard Hübotter (1839 – 1919) und der Koloratursängerin Hulda, geb. Anstensen (1840 – 1915). 1884 zog die Familie nach Berlin. Von 1892 bis 1901 Besuch des humanistischen Friedrichsgymnasiums.

1901

Abitur in Berlin. Immatrikulation in Jena für ein Medizinstudium

1906

Medizinisches Staatsexamen nach Studium in Jena, Berlin und Heidelberg sowie Promotion zum Dr.med. in Jena am 28. Nov.

1907

ab Mai Assistenzarzt in Berlin unter Prof. Fedor Krause, Chirurg am Augusta-Hospital

1908

Assistent in London bei dem Gehirnchirurgen Sir Victor Horsley

1909

Assistent in Paris bei dem Chirurgen Eugéne Doyen, Sinologiestudium bei Chavannes. Im Oktober Rückkehr an das Augusta-Hospital in Berlin. In den nächsten Jahren neben der Arzttätigkeit Teilnahme an diversen Sprachkursen am SOS u. in Leipzig: Sanskrit, Chinesisch, Mandschurisch, Tibetisch, Arabisch, Persisch, Türkisch u.a. 

1912

 Promotion zum Dr. phil. in Leipzig bei Prof. Conrady mit der sinologischen Dissertation: „Aus den Plänen der kämpfenden Reiche nebst den entsprechenden Biographien des Se-ma-Ts’ien.“

1913 

am 26.6. reicht er seine Habilitationsschrift: „Beiträge zur Kenntnis der chinesischen sowie der tibetisch-mongolischen Pharmakologie“ bei der medizinischen Fakultät der Berliner Universität ein. – Die endgültige Habilitation für Medizingeschichte fand erst am 5. Dez. 1914 mit dem Probevortrag in der Aula der Berliner Universität statt. Weiterlesen

Die amtliche Bauverwaltung in Tsingtau 1898 bis 1914

Zusammengestellt von Prof. Dr. Wilhelm Matzat

Die Hafenbaudirektoren waren:

  • Marine-Baurat Georg Gromsch, 16. Mai 1898 bis Nov. 1902
  • Julius Rollmann, Marine-Hafenbaumeister Nov. 1902 bis Nov. 1907 (ab 1905 wurde der Hochbau selbständig) (Stellvertreter 1903-05 Regierungsbaumeister Pohl)
  • Marine-Baumeister Karl Bökemann, Dez. 1907 bis 22.2.1911
  • Marine-Hafenbaumeister Fritz Riekert, ab 22.2.1911 bis August 1914 TK*: Riekert (geb. 1876) trifft am 13.9.1910 in Tsingtau ein. Er übernimmt zunächst die Direktion der Bauverwaltung I (Hafenbau). Am 22.2.1911 wird Riekert Hafenbaudirektor, er löst den Hafenbaudirektor Bökemann ab. Hafenbaumeister Dr. Ing. Karl Gerecke, der am 16.3.1911 eintrifft, wird nun Direktor der Bauverwaltung I.

Abteilung I: Hafenbau

  • Wasserbauinspektor Born, 15.1.1901 erwähnt, bis Nov. 1902
  • Regierungsbaumeister Edwald Probst, ab Nov. 1902, 1903
  • Marine-Baumeister Ernst Troschel ab 4.9.1903 bis 1905
  • Marinebaumeister Karl Bökemann, 1907 bis 1.12.1907
  • Regierungsbaumeister Vaske, Dez. 1907, bis 13.9.1910
  • Marine-Hafenbaumeister Fritz Riekert, 13.9.1910 bis 22.2.1911
  • Marine-Hafenbaumeister Dr. Ing. Karl Gerecke ab 16.3.1911, 1912 , 1913: Gerecke promovierte an der TH Braunschweig am 12.3.1909 mit der Dissertation:
    „Untersuchungen zu Knotenpunktausbildungen bei Holzkonstruktionen.“
  • Marine-Baumeister Emil Klein, 1914 TK*

Abteilung II: Tiefbau

  • Regierungsbaumeister Bernhard Sievert, 15.1.1901 erwähnt, bis Nov. 1902
  • Dipl. Ing. Fritz Steinmetz, ab Nov. 1902, 1903
  • Regierungsbaumeister Kloevekorn, 1905, 1907
  • Diplomingenieur Fritz Steinmetz, 1908, 1910, 1911, 1912, 1913,
    auch Dozent an der Deutsch-Chinesischen Hochschule. TK*
  • Diplomingenieur Wiegrefe, 1914

Hochbauabteilung (bis 1905 Abteilung III)

  • Stadtbaumeister Max Knopff, August 1898 – 1900
  • Reg.-Baumeister Karl Strasser, 15.1.1901, 18.9.1902 (von 1903-04/05 nicht in Tsingtau)
  • Von 1903-05 war die Hochbauabteilung in die Abteilungen III.a, III.b und III.c eingeteilt, jede Abteilung hatte einen Regierungsbaumeister als Vorstand.
  • Ab 1905 bis Aug. 1914 war wieder Karl Strasser in Tsingtau und alleiniger Leiter der
    Hochbauabteilung, zum Schluss mit dem Titel: Intendantur- und Baurat. TK*

*TK = Tsingtaukämpfer anschließend in japan. Kriegsgefangenschaft

(Weitere Daten zu Fritz Riekert, Emil Klein, Fritz Steinmetz, Karl Strasser
bei Hans-Joachim Schmidt auf www.tsingtau.info)

Strasser, Karl (1869 – 1945), Architekt und Hochbaudirektor

Diese Kurzbiographie wurde verfasst von Karl Strassers Enkelin, Dr. phil. Elisabeth Bokelmann.
(Einige Ergänzungen durch Wilhelm Matzat sind durch Kursivschrift gekennzeichnet.)

strasserKarl Strasser wurde am 30. Juni 1869 in Aulendorf (Württemberg) geboren, wo sein Vater Rudolf Otto Albert Strasser als Architekt tätig war. Die Mutter war Maria Josepha, geb. Letzer, Tochter des Werkmeisters Andreas Letzer in Schwäbisch Gmünd. Nach dem Abitur an der Oberrealschule Stuttgart (möglicherweise auch am Gymnasium in Ludwigsburg, wo sein Vater ab 1876 als königl. Garnison-Baumeister tätig war) studierte Karl Strasser von 1888 bis 1892 Architektur an der Technischen Hochschule Stuttgart und schloss das Studium im Mai 1892 mit der Prüfung als Regierungsbauführer ab. Er trat in der Folge in den württembergischen Staatsdienst ein und wurde in der Militärbauverwaltung beschäftigt, unterbrochen vom 1.10.1892 bis zum 30.9.1893 durch seinen Wehrdienst. Nach der Entlassung kehrte er offenbar nicht in den württembergischen Staatsdienst zurück, sondern wechselte in den preußischen Staatsdienst. In der Funktion als Regierungsbauführer und Bauleitender war er in Saarbrücken tätig, allerdings nur 14 Monate lang, denn am 1.12.1894 wurde er in den bayerischen Staatsdienst übernommen und am 1.6.1896 zum Regierungsbaumeister ernannt.

Das Deutsche Reich hatte 1898 in China an der Kiautschou-Bucht ein Areal für 99 Jahre gepachtet, um dort einen Stützpunkt für den deutschen Handel und die ostasiatische Kreuzerdivision aufzubauen. Das Areal war dem Reichsmarineamt unterstellt worden und damit war es verantwortlich für den Aufbau einer ganz neuen Stadt mit der dazu gehörenden Infrastruktur. Die dortige Verwaltung benötigte ständig Architekten für den Hafenbau, Tiefbau und Hochbau. Das RMA wird sich an die deutschen Baubehörden gewandt haben mit der Bitte, von ihren beamteten Regierungsbaumeistern mal diesen, mal jenen zu beurlauben für eine befristete Tätigkeit in Tsingtau. In der Regel waren es Verträge über 4 Jahre. Es ist also legitim zu vermuten, dass Strassers bayerische Behörde an ihn herangetreten ist und gefragt hat, ob er bereit sei, für mehrere Jahre nach Tsingtau zu gehen. Das muss der Fall gewesen sein und ab 1.1.1900 war Strasser beurlaubt, fuhr daraufhin nach Tsingtau, wo er vermutlich im Februar oder März 1900 eingetroffen ist.
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