Frinke, Bruno (1893 – 1961), Kaufmann in Tsinan und Tsingtau

< * 21.05.1893 in Langenberg, Kreis Mettmann; + 13.01.1961 in Algermissen Bruno Frinke absolvierte 1913/14 seinen Wehrdienst in Tsingtau als Seesoldat im Minendepot. Bei der Belagerung Tsingtaus durch die Japaner (Aug. bis Nov. 1914) wirkte er bei der Verteidigung mit und geriet so in japanische Kriegsgefangenschaft. Ab Nov. 1914 im Lager Himeji, 20.09.1915 verlegt ins Lager Aonogahara.   Dez. 1919 entlassen, Rückkehr nach Deutschland. In der Gefangenenliste wurde als sein Heimatort nicht Langenberg sondern Düsseldorf angegeben. Welcher Beschäftigung Bruno Frinke in den Jahren 1920-24 nachgegangen ist, ist nicht bekannt. Um 1924 herum heiratet er Maria Günter, Tochter des Arztes Dr. Günter in Algermissen bei Hildesheim. Sie ist * 14.04.1900 in Algermissen (+ 1973 ebendort, evtl. in einem Krankenhaus in Hildesheim). Das Ehepaar geht 1924 nach Tsinan (Ji’nan) in China, Bruno ist Angestellter in der Import- und Export Firma Börter & Niggemann. Das Firmengebäude befindet sich in der 7. Da Ma Lu. Im Oktober 1927 wohnen die Frinkes in der 4. Siau Wei Lu. Er hat sich selbständig gemacht und seine eigene Import- und Export Firma gegründet. Sein Angestellter ist S.Fresson. Frinke vertritt die Firmen J.Busch (Tsingtau), Scherings (Shanghai), Voigtländer (Braunschweig), Polack & Schwars (Zaandam). Dez. 1930: Die Weltwirtschaftskrise von 1929/30 hat sich anscheinend ausgewirkt, Frinke hat keine eigene Firma mehr, er leitet jetzt die Zweigniederlassung der Tsingtauer Firma Johannes Busch und Otto von Alemann. Diese Import- und Exportfirma hat ihr Firmen-gebäude in Tsinan in der 5. Da Ma Lu. Frinke zeichnet ppa. Okt. 1933: Frinke leitet wieder eine eigene Import- und Exportfirma. Im November 1934 beziehen die Frinkes eine neue Wohnung: Nr. 274 in der 7. Da Ma Lu. März 1937: Inzwischen hat Frinke seine eigene Firma wieder aufgegeben und ist Teilhaber der Import- und Exportfirma C.Dau & Co. geworden, zusammen mit dem Kaufmann W.E.Lochte, der ebenfalls in Tsinan lebt. In den 1930iger Jahren hatte es in Tschifu (Yantai) die Firma von Carl Dau gegeben, Angestellter dort war Josef van Hauten. Entweder ist Carl Dau 1936/37 gestorben oder er hat China verlassen, seine Firma wird 1936/37 von Bruno Frinke und W.E.Lochte übernommen und weitergeführt. 1939 zieht die Familie Frinke nach Tsingtau um und wohnt dort bis 1947 in der Ping Yuan Road 10. In dem Haus, das Li Te-shun gehörte, hatte bis 1939 der ehemalige Polizeiwachtmeister Antoschowitz gewohnt, der 1939 mit Frau und Tochter in die Muping Lu 9 umzog. Dem Ehepaar Frinke waren zwischen 1927 und 1938 zwei Söhne und 2 Töchter geboren worden. Um den Kindern eine bessere schulische Ausbildung bieten zu können zog man nach Tsingtau um. Bruno sen. Frinke selbst betrieb weiterhin seine Firma in Tsinan und pendelte zwischen den beiden Städten. In den letzten Kriegsjahren und auch nach Kriegsende hielt sich Bruno sen. Frinke nur noch in Tsingtau auf, die Reise mit dem Zug nach Tsinan war zu gefährlich geworden. Immer wieder griffen chinesische Freischärler oder amerikanische Flieger die Züge an. Nach dem 15. 08.1945 waren es dann kommunistische Truppen, die die Benutzung der Eisenbahnlinie Tsingtau – Tsinan sperrten. Im Sommer 1946 begann dann die Repatriierung der Chinadeutschen, die in mehreren Etappen zwischen 1946 und 1950 ablief. Wenn man auf der Repatriierungsliste stand, konnte man bei der chinesischen Behörde beantragen, dass man in China bleiben darf. Dies taten auch die Frinkes und so waren sie bei dem ersten Kontingent, das im Juli 1946 auf der „Marine Robin“ China verließ, nicht dabei. Bei dem zweiten Kontingent vom Sommer 1947 hatten Frinkes wieder erreicht, dass sie nicht auf der lokalen Abschiebeliste standen. Diese Freistellungen wurden aber von der chinesischen Zentralregierung in Nanking in letzter Minute nicht anerkannt, und so wurden die Frinkes und eine ganze Reihe anderer Deutscher in Tsingtau ganz überraschend am 28.08.1947 morgens um 5 Uhr aufgefordert, innerhalb von 2 Stunden ihre Sachen zu packen, dann kam der Abtransport in das Polizeiamt. Frau Frinke musste z.T. nasse Wäsche, die noch draußen auf der Leine gehangen hatte, in ihre Koffer packen. Am nächsten Tag, dem 29.08.1947, wurde dieses deutsche Kontingent aus Tsingtau nach Shanghai geflogen und zum Repatriierungsschiff „General Black“ gebracht, das dann in einer mehrwöchigen Fahrt Bremerhaven erreichte. Von dort wurden die Transportinsassen in einem Güterzug nach Ludwigsburg gefahren, die Männer kamen in das ehemalige Zuchthaus Hohenasperg (jetzt Internment Camp No. 76), die Frauen in das Internierungslager Nr. 77. Nach der Entlassung aus der Internierung ließ sich die Familie Frinke in dem Heimatdorf von Frau Frinke nieder: Algermissen bei Hildesheim. Bruno sen. Frinke war nun 54 Jahre alt. Aufgrund seiner Englischkenntnisse fand er eine Anstellung bei der britischen Besatzungs-truppe, wahrscheinlich im Verwaltungsdienst einer britischen Kaserne bei Hildesheim. Am 13.01.1961 ist Bruno sen. in Algermissen gestorben, Frau Maria Frinke starb 1973.   Vier Kinder Frinke:

  • Bruno jun. * 16.01.1927 in Tientsin. Später kaufmännischer Angestellter bei der Firma Siemens, ging für die Firma nach Südafrika, wo er geblieben ist, bis zu seinem Tode am 6.8.2004. –   War dreimal verheiratet. Aus der ersten Ehe drei Söhne.
  • Brigitte, * 25.11.1929 in Tsinan. Krankenschwester, ging nach Johannesburg, arbeitete   zum Schluss in einer Versicherungsfirma. Ein Sohn: Mark Frinke.
  • Uwe, * 24.10.1935 in Tsinan. Hauptschullehrer in Alfter und Kantor der dortigen kathol. Kirche. 1996 bei einem Autounfall getötet. Hinterließ Witwe Erika, eine Tochter und 3 Söhne.
  • Ute, * 18.08.1938 in Tsinan. Dr. med. Kinderärztin. Verheiratet mit dem Kinderarzt Dr. Hans Sieprath in Bad Neuenahr. Aus dieser Ehe sechs Töchter.