Eitel, Fritz (1889 – 1968), Arzt (geb. als Karl Fink)

Dr. Fritz Eitel wurde unter dem Namen Karl Friedrich Fink am 15.12.1889 in Nagold geboren, als Sohn des dortigen Königl. Steuerwächters Karl Michael Wolfgang Fink (evangel.) und der Katharine Margarethe, geb. Heß (evangel.). Die Taufe fand am 29.12.1889 statt.  Dr. Eitel hat nach dem 2. Weltkrieg zu erkennen gegeben, dass er auch jüdische Vorfahren hat. Aus den Kirchenbuch- und Standesamt-Eintragungen lässt sich dies nicht bestätigen. Allerdings ergibt sich aus diesen Unterlagen, dass Dr. Eitels Mutter ein uneheliches Kind war, ihr Vater wird in den Urkunden nicht genannt. Dr. Eitels mütterlicher Großvater, dessen Name unbekannt ist, könnte also jüdischer Abstammung gewesen sein.

Fink besuchte das Wilhelms Realgymnasium Stuttgart, Abitur 1908. Studierte Medizin, in Tübingen 5, Kiel 2, Freiburg 1, München 1, Kiel 2 Semester.  Approbation 1.8.1914. Dissertations-Colloquium am 11.8.1914.  Med.Dissertation an der Universität Kiel bei Prof. Lüthje vom 12.11.1914: „Ein Beitrag zur Hernia funiculi umbicalis“. (gedruckt Kiel 1914, 20 S.) Von August 1914 bis Ende 1918 sehr wahrscheinlich Teilnahme am 1.Weltkrieg als Militärarzt. Kam 1919 nach Hamburg, zunächst Assistent an einem Krankenhaus, dann niedergelassener praktischer Arzt. Erste Heirat, ein Sohn aus dieser Ehe. 1921 lebt das Ehepaar bereits getrennt.  Dr.Fink wohnt 1921 am Schwanenwyk und hat seine Praxis in der Heinrich-Hertz-Str. 7 a.  Am 24.8.1921 kommt es zu einem Konflikt mit einer Patientin, Frau Klara Fründt, Ehefrau eines Hafenarbeiters. So weit bekannt hatte Fink mit ihr eine kurze Liaison gehabt, die er beenden wollte. Anscheinend  beabsichtigte sie nun, ihn  irgendwie zu erpressen. Sie sucht ihn in seiner Wohnung  auf und bedroht ihn mit einem Dolch. In dem anschließenden Handgemenge ersticht Dr. Fink die Frau. Er flieht unter dem falschen Namen Walter Kucharski in die Tschecho-slowakei, wird später dort aufgespürt und festgenommen, kann aber wieder entkommen. Die steckbriefliche Personalbeschreibung der Hamburger Polizei lautet: ,,Dr. Fink ist etwa 1,75 bis 1,78 m groß, schlank,  schmächtig, kurz geschorenes, dunkles Haar, vorn an der Stirn etwas gelichtet, länglich schmales Gesicht mit eingefallenen Backen von gelblich brauner Farbe, dunkle Augen, stechender Blick, glattrasiert, früher Anflug von dunkelblondem Schnurrbart, etwas gebogene Nase (Hakennase)“.

Von der Tschechoslowakei aus kehrt Dr. Fink unter dem neuen Namen Fritz Eitel nach Deutschland zurück und klopft bei der Liebenzeller Mission an, ob sie einen Arzt auf dem Missionsfelde benötigt. Am 8.9.1922 wird er Mitglied der Liebenzeller Mission und reist am 2.12.1922 aus Bad Liebenzell ab, über Genua, nach China. Am Hospital dieser Mission in Hungkiang (Prov. Hunan), das von Dr.med. Ernst Witt geleitet wird, ist er nun tätig. Bald danach fiel die Stadt Hungkiang einem Großbrand zum Opfer, bei dem auch die Missionsstation und das Hospital abbrannte. Das Hospital wurde wieder aufgebaut und erhielt den Namen ,,Ai Lien“ (Barmherzigkeit).  Am 5.2.1927 Heirat mit der Missionsschwester Anna Gommel. 1927 erhält er den Auftrag, in Changsha ein Missionshospital zu eröffnen Dieses geschieht durch Ausbau eines Hauses, in welchem der britische Gründer der China-Inland-Mission gestorben war. Deswegen erhielt dieses am 1.10.1927 eröffnete   Krankenhaus den Namen ,,Hudson-Taylor-Hospital“.  Von Januar 1934 bis April 1935 hält sich das Ehepaar Eitel zu einem Heimaturlaub in Deutschland auf. Im Sommer 1937 brach der Krieg zwischen Japan und China aus. Im Laufe des Jahres 1938 wurde Changsha mehrmals von den Japanern bombardiert. Die chinesischen Truppen befolgten bei ihren Rückzügen die Politik der „verbrannten Erde“. Demzufolge sollte auch Changsha, falls die Japaner es besetzten, vorher angesteckt werden. Im November 1938 waren die Japaner noch 150 km entfernt. Durch ein falsches Gerücht, die Japaner seien auf dem Anmarsch, bereiteten die chinesischen Befehlshaber eine gewaltige Brandstiftung vor, und zwar im geheimen, die Bevölkerung Changshas wurde nicht gewarnt. In der Nacht vom 12. auf den 13.Nov. 1938 wurde die Stadt an mehreren Stellen angezündet, die ahnungslosen Einwohner versuchten die Brände zu bekämpfen, Hunderte wurden von den Soldaten erschossen. Die Altstadt Changshas bestand  fast gänzlich aus Holzhäusern und engen Gassen. Das Feuer breitete sich so schnell aus, daß viele nicht mehr den Weg herausfanden, man schätzt, daß 30000 bis 40000 ums Leben kamen. Tschiang Kai-shek kam sofort nach Changsha und hielt ein Standgericht. Der Chef der Polizei, der Stadtkommandant und ein Regimentskommandeur wurden sofort erschossen. Tatsächlich ist Changsha während des Krieges nie von den Japanern erobert worden. Das Hudson-Taylor-Hospital wurde bei diesem Brand zerstört. Dr.Eitel zog mit den Patienten um in das Hunan Bible Institute, das außerhalb der Altstadt lag und unversehrt blieb. Im März 1939 fuhr er noch einmal zu einem Heimaturlaub nach Deutschland. Im Mai 1939 wird Dr.Eitel, da er noch immer auf der Fahndungsliste der Polizei steht, wegen der ,,Mordsache Fründt“, in Bad Liebenzell verhaftet und nach Hamburg in das Untersuchungsgefängnis gebracht. Am 17.9.1939 wird er von einem Hamburger Schwurgericht ,,wegen Totschlags zu 2 Jahren Gefängnisstrafe“ verurteilt. Die Strafe wird an­scheinend gegen Bewährung ausgesetzt, und im März 1940 fährt das Ehepaar Eitel, wohl über Sibirien, nach Changsha zurück. Das relativ milde Urteil war unter anderem auch darauf zurückzuführen, daß bei der Verhandlung zahlreiche positive Gutachten aus China vorlagen, in denen es z.B. hieß: ,,ein genialer Arzt“ oder ,,sein Leben war Dienst an den Kranken“ oder ,,als Arzt und Mensch genoß er großes Ansehen“.

Am 27.9.1940 wurde zwischen Deutschland, Italien und Japan der ,,Drei-Mächte-Pakt“ geschlossen. Seitdem verschlechterten sich die diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und der Kuomintangregierung in Tschungking, und 1941 kam es zur Kriegserklärung. Ein Teil der Deutschen wurde interniert, ein Teil konnte bleiben, die Deutschen in Changsha wurden im Oktober 1941 des Landes verwiesen. Sie begeben sich in den Teil Chinas, der von den Japanern besetzt ist, und so kommen Herr und Frau Eitel wie auch die Krankenschwester Elise Fischer im Januar 1942 nach Tsingtau. Da Dr.med. Blombach im Nov. 1941 nach Deutschland zurückkehren mußte, wird Dr.Eitel der neue Partner von Dr.med. Hans Schmidt am Faberkrankenhaus, und er richtet auch eine Privatpraxis ein. Dr.Eitel ist sehr musikalisch, er spielt Flöte, und so finden häufig Kammerkonzerte in seinem Hause statt, bei denen u.a. der jüdische Zahnarzt Dr.Eisenberg (Violine) und dessen Frau (Klavier) mitwirkten. Der Zufall wollte es, daß weitere Missionare der Liebenzeller Mission aus Hunan von 1941 bzw. 1943 bis 1946 in Tsingtau weilten (Bär, Bender, Gresse, Grohmann, Seiler). Sie waren im Sommer 1941 auf dem Wege zu einem Heimaturlaub in Deutschland, als der Krieg zwischen Deutschland und der Sowjetunion begann. So war ihnen der Weg über  Sibirien versperrt und sie wählten Tsingtau als temporären Aufenthaltsort.

Von 1942 bis Anfang 1947 leben die Eitels in Tsingtau, dann kehren sie nach Changsha zurück, wo sie am 21.5.1947 eintreffen. Zwei Jahre später, beim Herannahen der Kommunisten, verlassen sie endgültig China und reisen über die U.S.A. (Juni 1949) heim nach Deutschland. Von Nov. 1949 bis Febr. 1950 ist Dr.Eitel für die Quäker in Palästina, in den Flüchtlingslagern der Araber, tätig.  Im März 1950 besucht er, über Schweden, die U.S.A.  Bis zum Herbst 1951 wohnt das Ehepaar Eitel in Deutschland oder der Schweiz. Dann schickt ihn die Liebenzeller Mission nach Japan, wo er am 7.10.1951 in Tokio eintrifft. Er wohnte zunächst in der kleinen Missionsstation von Nakanoschima. Bereits im Mai 1952 bestand er das japanische ärztliche Examen. Nun konnte er in seiner Sprechstunde, die er bereits abhielt, auch Japaner behandeln. Im Nov. 1952 ging er nach Tokio an die Shibuya-Klinik der Liebenzeller Mission. Es war eine Poliklinik, dort wohnte er und hielt seine Sprechstunden ab.  In der Seibo-Byon-Clinic, einem internationalen Krankenhaus mit englischen Schwestern, operierte er und konnte ca. 5 Betten mit seinen Patienten belegen. Außer ihm belegten in diesem Hause auch ausländische Ärzte. Sein Assistent war der japanische Chefarzt des Hauses. Dr.Eitel behandelte und operierte hier die Angehörigen der Liebenzeller Mission sowie Botschaftsangestellte, auch war er Vertragsarzt der Swiss-Air. Von Juni bis Okt. 1958 war das Ehepaar Eitel zu einem Heimaturlaub in Deutschland. Frau Anna Eitel starb am 17.4.1959 in Tokio.

Anläßlich seines 75.Geburtstages erhielt Dr.Eitel am 1.12.1964 in Anerkennung der um die Bundesrepublik Deutschland erworbenen besonderen Verdienste das Bundesverdienstkreuz l.Klasse. Schwer erkrankt flog Dr.Eitel im Januar 1968 nach Zürich, kam in das Diakonissen-krankenhaus Bethesda in Basel und wurde am 2.2.1968 nach Deutschland überführt in das Kreiskrankenhaus Calw, wo er am 8.Febr. 1968 starb. Sein Grab ist auf dem Kirchhof in Bad Liebenzell.  Nagold (Geburtsort), Calw (Sterbeort) und Liebenzell (Begräbnisort) liegen alle im Nagoldtal !

Anna Barbara Gommel

* in Mühlhausen a.d.Enz am 29.1.1895

Eintritt in das Missionshaus Bad Liebenzell am 1.11.1917. Als Schwester tätig in Unteriflingen (Schwarzwald) 1919-22. Ausreise nach China am 25.11.l922 als Missionarin. Einsatz in Yüanchow und Hungkiang.

Heirat am 5.2.1927 mit Dr.med.Fritz Eitel

+ Tokio 17.4.1959