Corbach, Otto (1877 – 1938), Journalist und Publizist

* 8.4.1877 in Herscheid i.W., als Sohn des Bauunternehmers Wilhelm Corbach und der Karoline, geb. Alberts. Er besuchte eine höhere Privatschule. Kam 1900 nach Tsingtau, war Buchhalter in einer Firma, wahrscheinlich bei Kappler & Sohn, denn er wohnte 1900/01 im Kappler’schen Hause. In Anzeigen bot er an, Stenographie Unterricht zu geben. Vom 1.4.1901 bis 4.10.1902 war er verantwortlicher Redakteur des Tsingtauer Wochenblattes  „Deutsch-Asiatische Warte“.  Er wurde entlassen, weil er in einem Artikel vom 20.9.1902 die Bauabteilung des Gouvernements attackiert hatte. Wegen Beleidigung von Beamten des Schutzgebietes verurteilte der Oberrichter Wilke ihn am 10.11.1902 zu 150.- Mark oder 15 Tage Haft. Corbach ging daraufhin nach Deutschland zurück und wurde Redakteur von Zeitungen in Kassel, dann in Breslau. Ab 1906 war er freier Schriftsteller in Berlin. Bis 1912/13 kritisierte er immer wieder mal in verschiedenen Aufsätzen das Tsingtauer Gouvernement, vor allem Gouverneur Truppel war ihm der Intimfeind.

 Es ist nicht bekannt ob Corbach im 1. Weltkrieg Militärdienste leisten musste. Die aufregendste Episode in seinem Leben war sicherlich sein Aufenthalt 1918-21 in Odessa und Umland während des russischen Bürgerkrieges. Die südliche Ukraine war vom Beginn des 19. Jhdts. an seitens der russischen Regierung besiedelt worden, nicht nur durch russische, sondern auch durch deutsche, griechische, jüdische u.a. Siedler. Nordwestlich von Odessa befand sich ein größeres Siedlungsgebiet der sog. Schwarzmeerdeutschen. Einer von ihnen, der allerdings inzwischen in Deutschland weilte, war Eigentümer der deutsch-sprachigen Odessaer Zeitung. Er beauftragte Corbach, sie zu einer modernen Zeitung auszugestalten. Ende September 1918 traf dieser in Odessa ein, nebenbei auch als Berichterstatter einiger reichsdeutscher Zeitungen.  Das Gebiet war seit März 1918 von österreichischen Truppen besetzt, die allerdings wegen des Kriegsendes im Dezember 1918 sich zurückzogen. Daraufhin besetzten französische und andere Truppen der Entente die Stadt, die aber nach einer verlorenen Schlacht gegenüber den Sowjets Anfang April 1919 ebenfalls das Feld räumten, woraufhin die Bolschewiki die Stadt besetzten. Diese wurden aber von General Denikin, dem Führer der sog. Freiwilligen Armee oder Weißen Armee vertrieben. Der konnte sich aber nur bis Ende 1919 halten und ab Februar 1920 war Odessa und Hinterland endgültig Teil der sowjetischen Urkrainischen SSR.

 In Odessa hatte es von jeher eine Kommission der Schwarzmeerdeutschen gegeben, welche ihre Interessen gegenüber der Regionsverwaltung zu vertreten hatte. Da Corbachs Redaktionstätigkeit schon nach ein paar Monaten zum Erliegen gekommen war, arbeitete er nun in dieser Kommission mit und erlebte so hautnah den ständigen Wechsel der Machthaber mit, bis im Februar 1920 die Bolschewiki siegten. Corbach zog sich daraufhin in das Dorf Neufreudental zurück, wo er als Lehrer an der dortigen Dorfschule tätig wurde, zusammen mit 7 Schwarzmeerdeutschen. Es gab Meinungsverschiedenheiten über die „richtige“ Art der Erziehung, und so schloss sich Corbach Ende Oktober 1921 einem Heimtransport deutscher Zivil- und Kriegsgefangener an, der unterwegs 5 Wochen in Noworossijsk liegen blieb.

 Zwei Jahre später veröffentlichte er seine Erfahrungen unter dem Titel:  „Moskau als Erzieher. Erlebnisse und Einsichten aus Sowjet-Rußland.“ Leipzig 1923. 100 Seiten.  Es erschien als Heft 17 der Reihe: „Entschiedene Schulreform“, herausgeben von Prof. Paul Oestreich, damals einer der führenden Reformpädagogen. Wie bekannt, wurde in den 1920iger Jahren heftig um eine Schul- und Bildungsreform gestritten und die unterschied-lichsten Schulmodelle wurden ausprobiert. Corbach war von seiner Ausbildung her kein Pädagoge, aber er wollte wohl das „revolutionäre“ sowjetische Schulmodell in Deutschland zur Diskussion stellen.

Am 3.4.1926 heiratete er Else Sadowski. 1928 war seine Adresse: Berlin-Steglitz, Steinstr. 57. 1932 publizierte er bei Rowolt den Sammelband: „Offene Welt“, Berlin 1932, 352 Seiten. In demselben Jahr erschien auch eine italienische Übersetzung.  1935 war die Adresse: Berlin-Wilmersdorf, Kreuznacherstr. 36a. An der Wende von 1938 zu 1939 ist Corbach gestorben.